Kalabrien 09.03. – 18.03.2019
Wir verabschiedeten uns von Tarquinia und machten uns, nachdem wir zum ersten mal Gas tankten (übrigens völlig problemlos), auf in Richtung Süden.
Ich hatte uns einen kleinen Agricampeggio bei Sabaudia ausgesucht. Wie sich herausstellte, eine sehr gute Wahl. Nahe am Meer gelegen, super gepflegt und eine gute und günstige Pizzeria vor Ort. Hier ein paar Bilder vom Platz und der umliegenden Gegend.
Am nächsten Morgen fuhren wir, nach einem kleinen Frühstück im Agriturismo mit hausgemachtem Kuchen und einem leckeren Cappuccino, weiter, entlang der Küste, vorbei an Neapel und Salerno um den Stellplatz, wieder ein Agriturismo, am Beginn der Amalfiküste anzufahren.
Die Küstenstrasse bot immer wieder phantastische Ausblicke.
Aber Pustekuchen. Die Anfahrt zum Stellplatz war derart steil, dass wir befürchteten, bei Nässe nicht mehr hoch zu kommen. Also entschieden wir, einen Campingplatz bei Salerno anzufahren.
Die Strassen sind hier übrigens in einem katastrophalen Zustand. Ein Loch in einer Rechtskurve sorgte dann für folgendes Malheur.
Also kurz stehen bleiben, Schublade ausräumen, wieder befestigen und weiter.
Der Platz in Salerno war für eine Nacht ok. Zwar direkt am Strand aber man hatte das Gefühl auf einem Campingplatz inmitten von Müllhalden zu sein. Die gesamte Gegend, eigentlich ab Rom, ist komplett im Eimer. Vermüllt und heruntergekommen. Kaum vorstellbar, dass es, je weiter wir in den Süden kamen, immer schlimmer wurde. Hier der Platz bei Salerno.
Der traumhafte Sonnenuntergang entschädigte ein wenig.
Am Montag morgen fuhren wir nun in Richtung Osten durch die Berge,
vorbei an blühenden Mandelplantagen,
und die vielen Felder.
Bis wir schliesslich bei Corigliano an diesem Kiosk, der dem Bruder eines lieben Freundes von uns gehört, zwei echt leckere Panini gegessen hatten.
Lustigerweise lag unser Ziel, Camping Onda Azzurro, nur rund zwei Kilometer von hier entfernt.
Der Platz ist wohl bei deutschen Überwinterern sehr beliebt, und so waren hier auch fast ausschliesslich deutsche Rentner anzutreffen. Die Lage ein Traum! Zwischen Orangenhainen und Naturschutzgebiet. Im Hintergrund schneebedeckte Berge. Ein endlos scheinender Sandstrand.
Nur, man sollte tunlichst vermeiden nach unten zu sehen. Wir hatten ja schon den ganzen Müll in Andalusien erwähnt, allerdings ist es hier noch deutlich schlimmer. Deshalb nur ein einziges Bild wie es hier, inmitten eines Naturschutzgebietes aussieht.
Am Strand war es nicht besser. Hier, wie auch im weiteren Verlauf unserer Fahrt durch Kalabrien, fanden sich, angefangen von unzähligen Plastikflaschen, über Kühlschränke, alten Öltanks, Autoteile, halbvolle Ölkanister und jede Menge zerschlagener Glasflaschen (ein barfuss laufen war undenkbar), bis hin zu verotteten Bettgestellen und Kinderwägen, alles was der Zivilisationsmüll so hergibt.
Irgendwann akzeptiert man, dass es die Menschen hier nicht stört. Die Mentalität ist einfach eine andere. Gespräche mit Einheimischen bestätigen dies. Die Mafia tut ihr übriges. Ich denke es wird noch ein bis zwei Generationen brauchen, bis auch hier ein anderes Umweltbewusstsein einzieht.
Wir blieben drei Nächte und hatten wieder sehr nette Begegnungen mit z.B. Christa und Andreas aus der Nähe von Schrobenhausen. Jörg, der sich für ein Leben im Wohnmobil entschieden hat und nun mit seinen beiden Hunden durch Europa reist.
Aber auch das Personal am Platz. Besonders der Inhaber der Pizzeria. Ein unglaublich netter Zeitgenosse, dem es sichtlich Freude machte, uns zu verwöhnen. Und das zu Preisen wie bei uns vor 30 Jahren. Pizza aus dem Holzofen für 5-6 Euro. Hausgemachte Pasta. Einfach klasse! Zum Abschied lud er uns noch auf einen Cappuccino ein, bevor wir weiter nach Mandatoriccio fuhren, um einen Zwischenstopp bei Freunden von uns zu machen.
Wir hatten vereinbart, uns gegen Mittag vor ihrem Lokal ‚Osteria da Michelangelo‘ in Mandatoriccio zu treffen.
Rita war auf die Minute pünktlich. Wir freuten uns sehr sie zu sehen. Wenn Du bei unserer Hochzeit warst könntest Du sie kennen. Wir haben in ihrem Lokal in München unsere Hochzeit gefeiert.
Leider mussten wir erfahren, dass Michelangelo und Giuseppe sich wenige Stunden vor unserer Ankunft auf den Weg nach München machten, um sich ein mögliches neues Lokal anzusehen.
So verbrachten wir die nächsten zwei Tage mit Rita und Anastasia und ihren Töchtern Alessia und Rosina.
Rita und Anastasia hatten bereits ein Mittagessen für uns vorbereitet. Und wir wären nicht in Italien, wenn es nicht aus Antipasti, Primi, Secondi und Dolce bestanden hätte!
Es gab:
Als Vorspeise: Mozzarella di Bufala, Tomaten und Bresaola, eine Crostata salata con Zucchine. Als Primi eine unserer Leibspeisen: Orecchiette con cime di rapa e salsiccia (die besten die wir je hatten!). Danach noch ein Stück Rindfleisch mit einer super leckeren Soße und als Dolce eine frisch gemachte Torta de mele (Apfelkuchen)
Nach dem obligatorischen Espresso verabschiedeten wir uns zunächst. Wir wollten LJ auf den Campingplatz stellen und uns ein wenig die Beine vertreten. Eigentlich wollten wir zu einem etwa 16km entfernten Agriturismo fahren. Rita gab uns aber den Tipp, es beim Villagio Camping da Mario hier im Ort zu versuchen. Das taten wir dann auch. Eine recht grosse Anlage, direkt am Strand gelegen, mit sage und schreibe drei Wohnmobilen. Inklusive uns! Leider haben wir von dort keine Bilder.
Wir hatten mit Rita vereinbart, dass sie uns gegen Abend wieder abholen würde und wir dann gemeinsam in ihre Osteria fahren. Ausserhalb der Saison ist nur am Abend geöffnet und selbst da sind nur wenige Gäste da. Auf dem Weg dorthin zeigte uns Rita noch das Castello Flotta in Mandatoriccio. Dieses ‚Schloss‘ wurde in nur 5 Jahren Bauzeit errichtet. Wir haben einfach mal unser Glück versucht und probiert, ob sich die Eingangstür öffnen ließ und siehe da, sie tat es. Im Inneren empfing uns ein sehr gepflegt auftretender ‚Nachtwächter‘, der uns sofort eine kleine private Führung, durch das vorwiegend für Hochzeiten genutzte Anwesen, anbot, die wir natürlich gerne annahmen. Hier zwei Bilder aus dem Inneren.
Und so sieht das ganze von außen bei Tageslicht aus.
Nicola Flotta, der Inhaber und Erbauer, hat sich hier selbst verewigt.
Nicht unerwähnt lassen sollte man, dass bei der Operation Stige (Italienisch für Styx) Anfang 2018 sowohl Nicola Flotta als auch Mario, der Besitzer unseres Campingplatzes, zusammen mit 160 anderen mutmaßlichen Ndrangetha (kalabrische Mafia) Mitgliedern, verhaftet wurden. Möge sich jeder selbst sein Urteil bilden.
Nach der Besichtigung, des nur so vor kitschigem Prunk strotzendem Palastes, fuhren wir die 3 Minuten in die Osteria und verbrachten den Abend zusammen mit Familie bei einer Pizza, bevor uns die liebe Rita wieder zurück zum Platz fuhr.
Nach einer sehr ruhigen und angenehmen Nacht hat dann Daniela an beiden Augen ein Gerstenkorn/Bindehautentzündung entdeckt und Rita hat angeboten, mit ihr in einer Apotheke Augentropfen zu besorgen und mich danach abzuholen, um uns das Umland noch ein wenig zu zeigen. Während die ‚Mädels‘ unterwegs waren, unterhielt ich mich mit unserer Nachbarin Sonja. Sie macht ebenfalls eine Auszeit und ist bereits seit Januar mit ihrem Wohnmobil unterwegs. Wir vereinbarten am Abend gemeinsam die knapp 4km am Strand bis zur Osteria da Michelangelo zu spazieren und gemeinsam etwas zu essen.
Daniela bekam in der Apotheke ein Antibiotikum und wir machten uns auf eine kleine Rundfahrt durch die Region. Unter anderem kamen wir an diesem Ozeanriesen vorbei.
Das imposante Gebäude wurde wie das Castello Flotta für Hochzeitsveranstaltungen gebaut. Verrückt.
Die Landschaft hier ist wirklich schön. Ünerall blüht leuchtend gelb der Bitterklee.
Nachmittags machten wir es uns in der herrlich warmen Frühlingssonne gemütlich. Daniela machte ihre Dehnungsübungen gegen ihren Bandscheibenvorfall, und ich las ein wenig.
Abends machten wir dann, wie verabredet, einen Spaziergang entlang des Strandes bis zur Osteria.
Wir verbrachten einen sehr netten Abend und spazierten bei recht milden Temperaturen den selben Weg, zusammen mit Sonja und ihrem Hund Fibi, wieder zurück zum Campingplatz.
Am nächsten Morgen checkten wir aus, verabschiedeten uns von Sonja und fuhren nochmal zu Rita und Anastasia um Frühstück. Schließlich hieß es Abschied nehmen, und wir fuhren weiter nach Cropani, unserem letzten Halt auf dem italienischen Festland.
Nach einer sehr entspannten Fahrt, entlang der Ionischen Küste, kamen wir gegen 13:00 in Cropani an. Ich hatte uns den Agricampeggio Friso ausgesucht. Dort angekommen, standen wir vor verschlossenen Toren. Wir überlegten, was wir tun sollten. Ich kletterte um das Tor herum und ging den steilen Weg ca. 500 Meter nach oben, bis ich das Agriturismo erreichte. Es war traumhaft schön hier oben. Pferde grasten hier friedlich und liefen auch frei auf dem großzügigen und sehr gepflegten Gelände herum. Leider war hier niemand anzutreffen, und so ging ich ein wenig enttäuscht wieder zurück zu Daniela, die beim LJ auf mich wartete. Wir entschieden, ein Stück weiter zu fahren und etwas anderes zu suchen und wollten gerade wieder auf die Hauptstrasse abbiegen, als es hinter uns wild zu hupen begann. Es dauerte einen Moment, bis uns klar wurde, dass wir gemeint waren. Eine ältere Frau stieg mit Telefon am Ohr aus, einem alten Fiat Panda und drückte mir gestikulierend das Telefon in die Hand. Sie hat uns wohl vor der Zufahrt stehen sehen und den Besitzer des Agriturismo, Luigi, angerufen. Dieser spricht zum Glück ein sehr anständiges Englisch. Er sagte mir, es sei kein Problem bei ihm zu übernachten, allerdings sei das Sanitärgebäude noch nicht geöffnet. Kein Problem, haben ja alles im Auto, und so öffnete er uns das Tor per Funk und sagte, wir sollen uns einfach hinstellen wo es uns gefällt. Er wäre in ca. 30 Minuten da sein. Hier ein paar Bilder.
Campino, so heisst das Pferd, scheint uns zu mögen.
Schliesslich kam Luigi und lud uns gleich in sein Auto, um uns den Weg über seine privaten Ländereien, runter zum Strand, zu zeigen. Die Menschen hier sind einfach unglaublich hilfsbereit und gastfreundlich. Luigi war in seiner Jugend ein sehr erfolgreicher Springreiter. Er hat mit Campino so manche Trophäe gewonnen.
Er sagte uns auch, er hätte ein gutes Ristorante im Hauptgebäude und so reservierten wir für abends einen Tisch. Was uns dort erwartete, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Wir machten uns einen schönen Nachmittag und freuten uns auf das Abendessen.
Erst als wir am Tisch saßen und Nicolas, unser Kellner, uns begrüsste und ein wenig über das Lokal erzählte, wurde uns klar, dass wir in einem der besten Restaurants Italiens sassen. Der Chef Orazio Lupia zählt zu den 3 besten Köchen Kalabriens und ist bekannt durch etliche TV Shows und Zeitungsberichte. Googelt ihn einfach mal. Das Essen war phantastisch, der Service aussergewöhnlich. Orazios Spezialität ist die traditionelle kalabrische Küche, mit innovativen Ideen zu verfeinern. Aber seht selbst.
Alle verwendeten Produkte sind regional und bio. Als ich dann zum Zahlen ging, erwartete mich noch eine weitere Überraschung. Das Degustationsmenü kostete, zusammen mit Getränken, für uns beide zusammen, sage und schreibe ganze fünfundsechzig Euro! Und das bei dieser Qualität. Satt und glücklich legten wir uns hin. Leider kamen bei mir die ersten Anzeichen von Heuschnupfen. Diese verschlimmerten sich über Nacht noch erheblich. So machten wir am nächsten Tag nur einen kleinen Spaziergang runter an den Strand und zurück.
Alles in allem gemütliche 13km in 3 Stunden. Als wir zurück waren reservierten wir nochmals im Ristorante, und ich legte mich ein wenig hin. Mit leichter Temperatur, laufender Nase und Kurzatmigkeit, genossen wir dennoch ein weiteres hervorragendes Menü. Wir verabschiedeten uns herzlich von Orazio und Nicolas,
und gingen anschliessend zeitig ins Bett. Wir wollten am nächsten Morgen zeitig losfahren. Um 9:00 hatten wir alles zusammen gepackt und fuhren, nach einem kleinen Frühstück unten im Ort, los nach Villa San Giovanni, wo wir mit der Fähre nach Messina/Sizilien übersetzten.
Kalabrien hat uns gut gefallen. Die Landschaft und speziell die Menschen lassen einen das Müllproblem fast vergessen. Dennoch würden wir wohl nicht noch einmal hierher kommen. Teilweise ist es einfach unerträglich. Wir sind sehr gespannt, was uns auf Sizilien erwartet.
4 thoughts on “Kalabrien 09.03. – 18.03.2019”
Ja, das Müllproblem und die dadurch verschandelte Landschaft hindert uns auch daran, wiederzukommen. Schade, denn die Menschen im Süden Italiens sind äußerst nett!
Frédéric,
wir hatten uns ja schon bei eurem Besuch über dieses Thema unterhalten.
Hier auf Sizilien ist die Situation im direkten Vergleich übrigens harmlos.
Sicher, hier liegt auch hin und wieder Müll in der Landschaft. Aber bei weitem nicht so schlimm wie in Kalabrien oder gar Andalusien.
Bisher gefällt uns Sizilien sehr gut.
Liebe grüsse von uns beiden. Natürlich auch an Susanne.
Wie schade, dass das Müllproblem selbst in Italien noch nicht ernst genommen wird. Die Landschaft und die Strände sind so unglaublich schön auf euren Fotos! Ich wünsche Euch eine gute Weiterreise nach Sizilien! Lasst es Euch weiterhin gutgehen!
Hallo liebe Susan,
ja, es hat uns wirklich traurig und auch wütend gemacht das zu sehen.
Aber, wir hoffen, dass auch hier die wirklich liebenswerten und gastfreundlichen Menschen, in Zukunft ein wenig besser auf unseren Planeten achten werden.
Mitlerweile sind wir auf Sizilien und nur so viel. Es ist wunderschön hier. Mehr gibts morgen in einem neuen Blog Beitrgag.
Liebe Grüsse von uns beiden an die ganze Familie.