Sizilien Teil 1 / 18.03. – 24.03.2019
So, nun also Ankunft auf Sizilien – Messina. Runter von der Fähre, Slalom um die Schlaglöcher, durch den ersten Tunnel….
Oh, na wenn das so weitergeht, Salute. (Ich kann jetzt schon einmal sagen, dass das wenigstens für die erste Woche, zu unserer Überraschung, der bisher einzige nennenswerte Müllhaufen war.)
Nun steuerten wir unsere erste Station, den „Camping La Focetta Sicula“ in Sant Alessio Siculo an. Die Fahrt hierher war schon sehr beeindruckend, ging es doch die ganze Zeit am Meer entlang. Der Campingplatz ist völlig ok, und wir finden nach einigem Hin-und-Her den, wie wir später feststellten, für uns, besten Platz auf diesem Areal (jedenfalls für diese Jahreszeit, da den ganzen Tag in der Sonne).
Ach und übrigens, das war der Ausblick aus unserem Bett.
Der Platz gehört zwar zu Sant Alessio Siculo, liegt aber auch genau angrenzend an Santa Teresa di Riva, um nicht zu sagen, das beide Orte direkt ineinander übergehen. Wir dann also einen kleinen Spaziergang nach Santa Teresa di Riva, direkt an der Strandpromenade entlang
und wo landen wir? In einer kleinen Rosticceria, wo wir einen kleinen Happen assen und wie sich herausstellte, sprach der Besitzer ein sehr gutes Deutsch, da er 15 Jahre bei Frankfurt gelebt hat.
Nachdem das Wetter einfach nur schön war, hängten wir einen faulen Tag an, um am nächsten Tag auf den, alle 2 Wochen stattfindenden Wochenmarkt, direkt vor der Haustür, zu schlendern und uns dann um unseren Mietwagen kümmerten, welchen wir in Taormina bei Hertz reserviert hatten. Es gab nur ein Problem, das Auto war zur Abholung bereit um 12 Uhr, nur fahren die Busse hier leider so blöd, dass man entweder 7.45 Uhr oder 14.30 Uhr die 35 Minuten Fahrt antreten kann. Hm, also anrufen und fragen, ob es ok wäre, wenn wir es erst gegen 16 Uhr abholen würden. Und was soll ich sagen, die Dame meinte, kein Problem, sie würde sich gleich ins Auto setzen und uns abholen, sie wäre so gegen 11 Uhr da. Gut, es war dann eher gegen 12 Uhr, aber wir wollen uns mal nicht beschweren. Das nennen wir mal Service. Total nett.
In Taormina angekommen, machten wir noch alle Papiere fertig und sie reichte uns gleich noch eine Karte und markierte div. Orte in der Umgebung, welche wir uns ansehen sollten. Ich kann jetzt schon einmal sagen, dass die Menschen hier auf Sizilien wirklich unglaublich freundlich sind, selbst die Verkäuferin an der Kasse im Supermarkt, die uns einige Ausflugstipps gab.
Wir bummelten also nur kurz durch Taormina, für einen ersten Eindruck und beschlossen nochmals her zu kommen, da wir ja den PKW sowieso wieder zurückgeben mussten und es war auch etwas kühl. Aber was wir so sahen, gefiel uns schon einmal gut.
Der nächste Tag sollte recht kühl und verregnet werden, da lohnte es sich doch, dass wir einen Mietwagen hatten und so fuhren wir etwas in die Berge nach Randozza, da uns gesagt wurde, dass es sehr nett dort wäre.
Kurz nach Abfahrt mussten wir noch am Strassenrand halten, um Artischocken, direkt vom Laster runter, zu kaufen. Da es diese nur im Bündel gab, staunte Micha nicht schlecht, als ich mit einem netten älteren Herrn um die Ecke kam, welcher mir mein Bündel mit 23 Artischocken (für nur 7 Euro) zum Auto trug.
Randozza selber gab uns jetzt nicht so viel, allerdings war es auch sehr ungemütlich mit nur 9 Grad und sehr windig.
Auf jeden Fall hatte sich aber die Fahrt hierher gelohnt. Unsere erste erkaltete Lava
und tolle Ausblicke, wirklich sehr schön hier.
Und so machten wir auch kurz Halt in Piedimonte Etno, weil es einfach so nett hier aussah und tranken in einer kleinen Bar einen Kaffee. Leider fing es dann auch gleich an zu regnen und wir entschieden uns gegen einen kleinen Spaziergang.
In Randozza marschierten wir dann etwas durch den Ort,
assen etwas in der sehr guten Rosticceria/Trattoria Antico Palazzo, zu welcher auch eine hauseigene Macelleria (Metzgerei) gehörte. So etwas ist immer sehr zu empfehlen, da man gutes bodenständiges Essen bekommt. Nachdem Micha ja Auto fahren musste, war nur einer von uns etwas angezwitschert vom lecker Hauswein.
Abends zog es dann auch langsam wieder auf und versprach für den nächsten Tag besseres Wetter, was dann auch so kam. Als wäre nix gewesen. Ein wunderbarer Tag kündigte sich an und ich ging das erste Mal (nach meinem Bandscheibenvorfall) wieder laufen. Immer schön an der Strandpromenade von Santa Teresa di Riva entlang.
Danach machten wir uns auf den Weg zum Capo di Milazzo. Es liegt 99 km und 1,5 Stunden von unserem Platz entfernt, im äussersten Nordosten der Insel.
Was hier auch einmal erwähnt werden muss, man sollte sich nicht zu viel für einen Tag vornehmen, da die Entfernungen zwar meist nicht so gross sind, man aber mitunter nicht so schnell voran kommt, da man auch durch die Ortschaften fährt und hier geht es doch recht italienisch zu. Wir hatten uns dann für die schnellste Route entschieden, über die Autobahn, vorbei an Messina.
Eigentlich wollten wir nur kurz hin, mal runter schaun und weiter, weil unser eigentliches Ziel Capo d’Orlando war.
Was wir hier aber sahen, übertraf unsere Erwartungen. Unglaublich schön hier. Das sollte man sich unbedingt ansehen. Es spielte aber auch alles mit. Das Wetter perfekt und null Menschen. Einfach beeindruckend. Und so spazierten wir dann doch 2 Stunden herum und bereuten, dass wir keine Decke und ein kleines Picknick dabei hatten.
Auch gibt es hier einige Naturpools, in welche wir auch mal kurz gehüpft wären, hätten wir auch nur irgend etwas dabei gehabt. Blöd aber auch.
Und so gingen wir am Hang zurück zum Parkplatz.
Einfach nur traumhaft, bei 21 Grad im Schatten. Es war windstill und so langsam wurde es doch richtig warm und wir sehr durstig. Ich weiss nicht, wie oft es uns noch passieren muss, dass wir unser Wasser vergessen…. Na gut, hatten ja auch nicht hiermit gerechnet. Dafür zischte das Bierchen an der Bar dann umso mehr. Hier ass ich auch mein erstes Arancino, was eine Spezialität von Sizilien ist. Es handelt sich hierbei um frittierte gefüllte Reisbällchen, die je nach Region auch konisch geformt sein können und mit unterschiedlichen Füllungen angeboten werden. Lecker. Danach, so gegen 13 Uhr machten wir uns dann auf den Weg Richtung Capo d’Orlando, legten aber noch einen Stopp ein.
Bereits auf dem Hinweg zum Capo die Milazzo sind wir an einer sehr imposanten Burgfestung, dem Castello Milazzo, vorbeigefahren. Man kann es gar nicht verfehlen, denn auf dem Weg zum Capo, kommt man direkt dran vorbei. Und dies sollte man auch unbedingt besuchen. Für gerade einmal 5 Euro Eintritt/P. kann man sich dieses sehr gut erhaltene Castello mit seinen verschiedenen Häusern ansehen.
Wer mehr über das Castello erfahren möchte (es ist sehr interessant), kann sich ja gern im Internet informieren, da es hier den Rahmen sprengen würde. Ich kann nur sagen, wir waren wieder völlig allein, und dass wir wiederum mehr Zeit (knapp 2 Stunden) hier verbrachten, als eingeplant. Und das sollte man auch. So eine grosse, tolle Anlage sieht man nur selten und sie ist wirklich sehr gepflegt.
Die Zeit drängte nun ein wenig, da es nach Capo d’Orlando doch wieder 1 Stunde Fahrt war, die sich leider nicht lohnte. Wir sind nicht einmal ausgestiegen… War jetzt nicht so schlimm, da wir während der Fahrt ja doch viel von der Gegend gesehen hatten und somit fuhren wir zurück zum Platz.
Für den nächsten Tag nun war ein Ausflug nach Siracusa und der dazugehörigen Insel Ortigia, die gleichzeitig das historische Zentrum der Stadt Siracusa bildet, geplant.
Leider hatte Micha seit dem Vorabend Knieschmerzen und wir mussten einen Gang langsamer und auch kürzer treten. Ich kann jetzt schon einmal sagen, dass abends gar nix mehr ging. Aber nun zu unserem Tag.
Es war super Wetter und somit hatten wir während der Fahrt einen ersten traumhaften Blick auf den Etna. Aber dieser sollte an einem anderen Tag seine volle Aufmerksamkeit von uns erhalten.
Siracusa ist die viertgrösste Stadt Siziliens
und wichtiger Industriestandort und Umschlagplatz für landwirtschaftliche Produkte. Die Stadt hat eine sehr interessante und vor allem sehr alte Geschichte, die es lohnt, nachzulesen.
Diese kann man vor allem noch sehen auf Ortigia
oder ganz toll im archäologischen Park von Neapolis, welches das römische Amphitheater, das Teatro Greco und die Orecchio di Dionisio (eine Kalksteinhöhle, die wie ein Menschliches Ohr geformt ist) besichtigen.
Auf Ortigia sind wir noch rein zufällig im „Sole e Luna“ Home Restaurant gelandet. Betrieben von zwei Damen, welche auch in dem Gebäude wohnen und nur wenn sie Lust dazu haben, ihren kleinen Vorgarten/Terrasse mit Blick aufs Meer, öffnen.
Als ich auf Toilette wollte, dachte ich erst, ich wäre falsch, kommt man doch gleich ins Büro, geht dann weiter durchs Wohnzimmer und weiter dann in das hauseigene Badezimmer mit Dusche und Whirlpool. Auch war es sehr witzig, dass man von einem Teil des Badezimmers direkt in die Küche/Bar schaun konnte und daher erst einmal einen Schreck bekam, ob man jetzt beobachtet wurde. Aber nein, man kann nur in eine Richtung durch die Scheibe schauen :-))
Der ganze Garten ist so liebevoll und kunstvoll gestaltet und die Damen, von denen eine sogar recht gut deutsch sprach, so nett, dass man gern in Kauf nimmt, dass der Wein etwas teurer ist, aber bei dem Ambiente. Ach ja, es gibt hier nur so Kleine Tapas und Getränke.
Eigentlich wollten wir noch unbedingt ins „Museo Archeologico Regionale Paolo Orsi“, welches zu einem der umfangreichsten archäologischen Museen Europas gehört, mit einer Sammlung von 18.000 Exponaten von der Vor- und Frühgeschichte der Insel bis hin zur frühchristlichen Zeit aus dem Ostteil Siziliens. Auch hätte mit stark das Skelett des sizilianischen Zwergelefanten interessiert, aber es war schon recht spät und Micha konnte nun vor Schmerzen keinen Schritt mehr tun.
Für den nächsten Tag war dann leider ausruhen angesagt und nur am Nachmittag eine kleine, aber dafür sehr feine Tour ins nahegelegene (zu Fuss nur ca. 6 km) Savoca. Seine Bekanntheit hat Savoca dem Film „Der Pate“ zu verdanken. Hier befindet sich z.B. die Kirche, in welcher die Trauung statt fand
und auch die „Bar Vitelli“,
in welcher dann gefeiert wurde.
Es ist ein ganz bezaubernder Ort, auf 330 m Höhe, welcher zum Verweilen einlädt.
Hier entdeckten wir auch die „La Bottega dei Sapori“, welche mit frischen Wurst- und Fleischwaren und hausgemachten Kleinigkeiten aufwartet, u.a. wieder einmal diese Arancini, welche hier noch köstlicher waren, da hausgemacht und noch warm.
Dann fuhren wir noch kurz nach „Forza D’Agro“, was man von unserem Campingplatz immer schön sieht, vor allem nachts, wenn die Lichter wie eine Kette vom Berg herunter leuchten. Auch hier wurde ein Teil vom Paten gedreht, ist aber für uns nicht ganz so reizvoll wie Savoca und Micha kann schon nicht mehr gehen. Daher geniessen wir nur kurz die unglaubliche Sicht aufs Meer und begeben uns wieder zum Platz zurück.
Micha ging es dann am nächsten Tag auch schon etwas besser (Dank Ruhe, Kälte und Ibu) und wir konnten unsere Erkundungen vorsetzen. Hierzu aber der nächste Bericht.
Aber soviel sei schon einmal zur ersten Woche auf Sizilien gesagt, dass was wir bisher gesehen haben ist wirklich sehr schön, die Menschen sind super nett und wir sind gespannt auf die nächsten Tage.
Als Titelbild habe ich für diesen Artikel die Triskele gewählt, da es das Symbol auf der Sizilianischen Flagge
ist und es überall auf der Insel präsent ist. Ob als Magnet oder an Wänden, Fliesen etc.
Die Flagge, wie man hier sieht, hat im Hintergrund die Farbe Rot, welche für Palermo steht und gelb, für Corleone. Diese waren im 13. Jahrhundert das landwirtschaftliche Zentrum Siziliens und die ersten Beiden, welche ein Bündnis gründeten gegen Karl I. um sich für die Unabhängigkeit Siziliens einzusetzen.
Die Triskele in Form eines Dreiecks mit drei Beinen ist ein altes Symbol für die Sonne oder den Lebensweg und ist sogar im Wappen von Füssen abgebildet. Der Frauenkopf in der Mitte war früher wohl Medusa und später wurde der Kopf von Ceres, der Göttin des Ackerbaus abgebildet. Auch hierüber gibt es noch interessante Dinge zu erfahren, würde jetzt aber wieder zu weit führen.
Und noch etwas, was einem immer wieder über den Weg läuft und eng mit Sizilien verbunden ist: Testa di Moro und Testa di Donna (Morenkopf und Frauenkopf)
Überall auf der Insel kann man sie sehen und auch käuflich erwerben.
Es hat mich natürlich brennend interessiert, was es damit auf sich hat.
Kurz: Eine Legende besagt, dass im Jahre 1100, während der Herrschaft der Mauren auf Sizilien, im Bezirk Kalsa von Palermo, ein Junger Mann mit dunkler Haut an einem Balkon vorbei kam und eine wunderschöne junge Frau, mit rosafarbener Haut und wunderschönen Augen, den Balkon bepflanzte. Er verliebte sich sofort in sie, klopfte bei ihr an und sie erwiderte seine Liebe. Kurz darauf erfuhr sie aber, dass er wieder zurück in seine Heimat, zu einer Frau und zwei Kindern, reisen würde. Aus Rache wartete sie, bis er eingeschlafen war und schnitt ihm den Kopf ab, stellte ihn auf ihren Balkon und bepflanzte ihn mit Basilikum, welcher unglaublich wuchs. Der Neid der Nachbarn (wie auch heute ja so oft 😉 ) führte dazu, dass sie sich aus Ton ebensolche Köpfe anfertigen liessen und seitdem werden diese Figuren Meist in kleinen Handwerksbetrieben hergestellt und sind auch heute noch sehr beliebt und meist auch sehr teuer, da im allgemeinen auch handbemalt und reich verziert.