
Wüste von Tabernas und Agua Amarga 08.11.2018
Unser Ziel für die nächste Nacht war nun Agua Amarga, aber nicht, ohne vorher einen Abstecher in die Wüste „Tabernas“ zu machen. Los ging es.
Aber eins nach dem anderen, da uns noch die Anfahrt bevor stand. Wir entschieden uns für die Strecke am Meer entlang, und was wir da sahen, entsetzte uns derart, dass bei uns ein Umdenken statt fand.
Wir fuhren 85 km, entlang am Meer und sahen dann nur das:
Der Plastikgarten Europas in der Provinz Almeria mit geschätzten (wahrscheinlich sind es viel mehr) 40.000 Gewächshäusern.
Es war so was von entsetzlich. Die komplette Küste ist in diesem Gebiet, bis in die Berge hinein, mit Gewächshäusern aus Plastikplanen übersäht. Man muss noch dazu wissen, dass hierfür über die Jahre illegale Brunnen gegraben wurden (Greenpeace schätzt, dass es in Südspanien eine Million solcher illegaler Brunnen gibt), sodass es hier nahezu kein Wasser mehr gibt. Angestellt sind hier fast nur illegale Einwanderer, welche mitunter in den Gewächshäusern „wohnen“.
Wenn der Wind die Planen zerfetzt, fliegen diese einfach herum. Ab in die Natur und ins Meer. Aber wieso bin ich entsetzt, da müssen wir uns selber an die Nase greifen, da der grösste Teil dieser Lebensmittel in Deutschland landet.
Was man auch noch wissen sollte, dass Monokulturen sehr anfällig für Schädlinge sind und daher wird hier an Pestiziden nicht gespart, nur an den Löhnen.
Ach ja, und die Planen müssen alle 2 – 3 Jahre ausgetauscht werden und das wiederum bedeutet, dass 40.000 t Polyethylen, vermischt mit Pflanzenschutzmitteln entsorgt werden – oder eben nicht so wirklich…
Vielleicht sollte doch jeder einmal darüber nachdenken, ob man unbedingt jedes Obst und Gemüse das Ganze Jahr über essen muss.
Bevor es besser wurde, sind wir dann noch an Almeria vorbei gefahren – passend zu der ganzen Gegend.
OK, dann also etwas ins Land hinein
in Richtung Wüste. Die Wüste von Tabernas befindet sich etwa 30 km nördlich von Almeria und erstreckt sich über 280 Quadratkilometer. Es handelt sich hierbei eigentlich um eine Halbwüste und ist die trockenste Region Europas.
Durch ihre grosse Ähnlichkeit mit den Wüsten Nordamerikas, Nordafrikas und Arabiens dient sie seit den 50ern bis heute als Drehort vieler Filme wie z.B. Lawrence von Arabien, Für eine Handvoll Dollar, Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, Vier Fäuste für ein Halleluja, Winnetous Rückkehr, Der Schuh des Manitu, Spiel mir das Lied vom Tod uvm.
Es gibt einige Western/Kulissen Dörfer hier zu besichtigen. Wir entschieden uns für das Kleinste „Western Leone“. Wunderschöne beeindruckende Gegend und im Dorf waren wir fast allein. Hier nur ein paar Eindrücke:
Hier im Saloon prügelten sich schon Bud Spencer und Terrence Hill.
Im Hintergrund lief, nicht zu laut und nicht zu leise, der Soundtrack von ‚Spiel mir das Lied vom Tod‘ (Ennio Morricone). Dieser wurde hier gedreht und sorgte für Gänsehaut. Im Internet heisst es, sehr gepflegt und instand gehalten – hm, ja, ok, eben spanisch gepflegt und sauber, aber trotzdem toll.
Auf unserer weiteren Route konnten wir die unglaubliche Natur einfach nur bestaunen
und mussten sogar einmal anhalten, weil es einfach so atemberaubend war.
Weiter ging es dann, wieder in Richtung Meer
bis wir dann schliesslich auf einem fast völlig leeren, ganz neu angelegtem Stellplatz in Agua Amarga ankamen, was man an den noch sehr kleinen jungen Palmen erkennen kann.
Die Mitarbeiterin war eine Deutsche und ist vor 35/40 Jahren hier hängen geblieben. Sie erzählte uns, dass sie es auch ganz schrecklich findet, was aus der Gegend um Almeria geworden ist, da es Auswirkungen bis hier her hat. Als ihre Kinder noch klein waren, sind sie immer in die Berge an einen Fluss oder an einen der zahlreichen Seen zum baden gefahren. Davon gibt es heute, dank der illegalen Bewässerungen, nicht einen mehr.
Wir gehen in den kleinen ruhigen Ort und trinken am Strand der Bucht ein Gläschen Rotwein,
bummelten durch das Dorf,
bevor wir wieder zum LJ gehen, etwas essen und uns schlafen legen (was man so Schlaf nennen konnte, da die Hunde der Schäfer in der Nachbarschaft die ganze Nacht kläfften, da wohl irgendwelche Wildtiere versuchten, sich zutritt zur Herde zu verschaffen.
Trotzdem kann man den Ort und Stellplatz durchaus empfehlen, wenn man einen kleinen Zwischenstopp einlegen möchte.
Wir brachen allerdings am nächsten Morgen wieder auf.