Alfafara 09. – 11.11.2018
Unser nächster Halt führte uns, an Murcia vorbei, wo wir kurz bremsten, um einen Burger zu essen, weiter durch das sehr schöne Hinterland,
nach Alfafara. Ein Stellplatz mitten im Nirgendwo am Rande des Dorfes.
Es war wieder reine Willkür, dass wir hier gelandet sind und siehe, wieder einmal ein Volltreffer.
Es ist ein privater Stellplatz mit großzügigen Parzellen für 10 Fahrzeuge. Noch nicht ganz fertig, eher ein Hobby des Besitzers Ricardo, welcher uns sofort herzlich begrüsste und alles zeigte.
Der Stellplatz befindet sich direkt angrenzend an das noch nicht ganz fertig gestellt Haus der Eigentümer. In der, normalerweise für dieses Haus erbauten, Garage kommt man an einem langen Tisch vorbei. Hier kann man sich bedienen bei den Mandarinen oder man kann sich einen Tee oder Kaffee kochen uvm. – später soll hier noch eine kleine Küchenzeile entstehen. Im hinteren Teil befindet sich ein kleines Badezimmer mit Dusche, Waschbecken, WC, Fön und sogar einen kleinen Heizstrahler haben sie aufgestellt. Warum ich das hier so erwähne? Weil es sich um einen Stellplatz für 10 Euro handelt. Unglaublich. Das ganze Gelände und die Räumlichkeiten. Wenn es einmal fertig ist, ist es bestimmt ein Traum. Für den Sommer haben sie einen kleinen Pool aufgestellt und es gibt wohl gemütliche Grillabende und Pizza und Brot aus dem eigens dafür gebauten Ofen.
Aber nun zu unseren beiden „Gastgebern“ Ricardo und seiner Frau Isabel. Kurz nachdem wir LJ abgestellt hatten, klopfte es an der Tür. Ricardo. Er meinte, wir seien recht herzlich am Abend um 21 Uhr bei Ihnen auf ein Gläschen Wein eingeladen. So richtig Lust hatten wir gar nicht, weil wir so müde waren, wollten aber auch nicht unhöflich sein. Es stellte sich heraus, dass es einer der liebevollsten und lustigsten Abende in Spanien werden sollte. Anwesend waren auch unsere Stellplatznachbarn Brigitte und Michael aus England, der Ofen bollerte, es gab jede Menge kleine Häppchen, Pistazien, Schinken frisch von der Keule herunter, Käse mit dem typisch für Spanien dazugehörigen Dulce de Membrillo. Dulce de Membrillo wird auch sehr gern zu Wild gegessen und ist ein schnittfest geliertes Quittenmus, welches auch meist an den Käsetheken zu kaufen ist. Sollte einmal jemand lange Weile haben und es selber herstellen, ich bin ein dankbarer Abnehmer (aber nur hierfür, weil das normale Quittengelee als Brotaufstrich mag ich nicht) 😉
Witzig war, dass Ricardo und Isabel kein englisch sprachen, aber dank Google-Translate und Händen und Füssen, alles kein Problem. Ein toller Abend, an dem wir erfuhren, dass Isabell hier am Standort ein Centro Quiros aufbaut. Mit Massagen, Steine auflegen, Familienaufstellungen etc. Massage, das war mein Stichwort. Ich muss doch recht gequält und flehend ausgesehen haben, da sie meinte, morgen früh 9 Uhr, da sie danach bereits einen Termin hatte und eigentlich nichts mehr frei war.
Am nächsten Morgen wagte ich ein Läufchen. Ein atemberaubender Sonnenaufgang, oder sagen wir eher ein Lichtschauspiel, was auch hier nachfolgend und auch auf dem Titelfoto zu sehen ist.
Und eine 1,5 Stunden später, um 8.50 Uhr so:
Und das Beste, es hat nicht geregnet an diesem Tag.
Es ist immer sehr spannend, wenn man einen unbekannten Ort das erste Mal erläuft. Es war einfach traumhaft hier und der Herbst hatte doch so ganz plötzlich Einzug gehalten. Vorher war uns dies gar nicht so aufgefallen. Naja, Wüste und so….
Ricardo hatte Michael auch gleich noch eingefangen und meinte, während ich mich in Behandlung zu seiner Frau begebe, müsse er mit ihm ins Dorf kommen, Kaffee trinken.
Als Erstes zu meiner Behandlung. Herrlich. Sie weiss, was sie tut und das nicht erst seit kurzem. Zur Zeit arbeitet sie auch noch in der orthopädischen Abteilung im Krankenhaus in Valencia. Über Massage, Triggerpunkte, Einränkung etc. Ich fühlte mich wie neu geboren.
Michael kam zurück und meinte nur, verrückt. Sie kamen in das Lokal/Bar und er fühlte sich in eine andere Zeit versetzt. Auf der linken Seite sassen die Frauen bei einem Gläschen Wein und redeten wild durcheinander, auf der rechten Seite, an der Bar, die Männer mit Bier und Schnaps. Von wegen, morgens halb Zehn in Deutschland und dann ein Knoppers, lächerlich. Morgens 9 Uhr in Alfafara…. :-)) Hierzu gab es so etwas wie ein deftiges Schmalzgebäck, welches es hier nur am Samstag Morgen gibt und daher konnte ich es nicht probieren, war aber wohl sehr lecker. Hier nur ein Foto der leeren Bar/Restaurant/Wirtschaft:
Und es sollte noch eine Überraschung geben. Michael meinte, wir müssen uns spätestens 11.30 Uhr auf den Weg machen, wenn ich etwas lustiges erleben wollte. Ok, dann mal los. Was konnte es sein. Ha! Mein Mann weiss, was ich Liebe. Esel.
Ja, es bedeutet genau das: Cagà de la Burra – Scheisse vom Esel
Esel-Schach oder Esel-Bingo. Ein aufgemaltes grosses Raster mit verschiedenen Feldern und man wettet darauf, auf welchen Feld er sein Häufchen fallen lässt. Ich kann jetzt schon einmal sagen, das kann dauern, aber es war so lustig. Es gab Bier und Grillfleisch und mittendrin in der Dorfgemeinschaft wir, als einzige Touristen.
Wir haben beide je auf 3 Felder gesetzt und der Esel schlich auch die ganze Zeit über meine Felder und wo lässt er ES fallen? Kurz nachdem er sie verlassen hatte, am anderen Ende des Feldes. Aber was für ein Spass. Immer, wenn er sich bewegte, war ein wildes Gejubel, Geschrei und Gestikulieren zu vernehmen.
So, nun war der Mittag vorbei und wir entschieden uns für eine kleine Wanderung in die Gegend. Es ist einfach wunderschön hier und wenn man länger bleiben will, gibt es zu Fuss oder mit dem Rad viel zu entdecken, doch für uns hiess es am nächsten Tag ja wieder Aufbruch.
Schnell noch einmal Laufen. Sonntag, es waren viele Jäger mit ihren Hunden unterwegs und auch zu hören und etliche Radfahrer kamen mit entgegen. Wie im Bilderbuch.
Danach hiess es Abschied nehmen. Ricardo schenkte uns noch ein Olivenöl. Eine herzliche Umarmung und weiter ging es.